Am 4. Juli 2024 hat der Deutsche Bundestag einem wegweisenden Gesetzentwurf (20/9890) der Bundesregierung zugestimmt, der die Installation von Plug-in-Solaranlagen auf Balkonen erleichtern und die Nutzung erneuerbarer Energieanlagen vereinfachen soll. Der Gesetzentwurf, der vom Rechtsausschuss überarbeitet wurde (20/12146), stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung der Energiewendeziele Deutschlands dar. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass diese Reformen noch den Bundesrat passieren müssen, bevor sie offiziell in Kraft treten können.

Kernelemente des neuen Gesetzes

Vereinfachte Installationsverfahren: Das neue Gesetz beseitigt ein großes Hindernis für Wohnungseigentümer und Mieter, die Solarmodule auf ihren Balkonen installieren möchten. Bisher galten solche Installationen oft als bauliche Veränderungen, die die Zustimmung einer Mehrheit der Wohnungseigentümer oder Vermieter erforderten. Das neue Gesetz nimmt Balkon-Solarsysteme in einen speziellen Katalog zulässiger Maßnahmen auf und erlaubt die Installation ohne unangemessene Einschränkungen, sofern keine zwingenden Gründe wie Brandschutz oder Zugänglichkeit vorliegen.

Übertragung persönlicher Dienstbarkeiten: Das Gesetz ermöglicht auch die Übertragung persönlicher Dienstbarkeiten im Zusammenhang mit Anlagen für erneuerbare Energien. Diese Verbesserung der Flexibilität bei der Landnutzung fördert eine effizientere Ressourcenzuweisung für Projekte im Bereich erneuerbarer Energien und fördert deren Umsetzung weiter.

Marktauswirkungen und -potenzial

Da über 50 % der Deutschen ihre Wohnung mieten, wird erwartet, dass das neue Gesetz einen Anstieg der Installation von Balkon-Solarsystemen auslösen wird , die oft als „Balkonkraftwerke“ oder Plug-in-Solarsysteme bezeichnet werden . Diese Systeme, die aus ein bis zwei Photovoltaikmodulen und einem kleinen Wechselrichter bestehen, können einfach an Balkongeländern montiert und an Haushaltssteckdosen angeschlossen werden. Sie erzeugen Gleichstrom (DC), der vom Wechselrichter in Wechselstrom (AC) umgewandelt wird und so das elektrische System des Hauses speist.

Die Beliebtheit von Balkon-Solaranlagen beruht auf ihrer Erschwinglichkeit (Preis ca. 400-600 Euro pro Anlage, zzgl. MwSt., häufig subventioniert von der Kommunalverwaltung), der einfachen Installation und den relativ kurzen Amortisationszeiten von 2-4 Jahren. Auch wenn sie den täglichen Energieverbrauch eines Haushalts möglicherweise nicht vollständig decken, bieten sie eine effektive Möglichkeit, zur ökologischen Nachhaltigkeit beizutragen und gleichzeitig die Stromrechnung zu senken.

„Das Recht auf Solarstromernte wird damit gesetzlich verankert. Das ist konkreter Klimaschutz und dürfte die Akzeptanz der Energiewende weiter erhöhen“, betonte Carsten Körnig, Geschäftsführer des Solarverbands BSW, in einer Stellungnahme.

Die bevorstehenden Änderungen sind besonders in einem Land von Bedeutung, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung zur Miete lebt. Sie sollen der Hauptstadt Berlin auch dabei helfen, ihr ehrgeiziges Ziel zu erreichen, bis 2030 80 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken.